Unglaublich, mehr als eine ganze Woche ist es nun seit dem letzten Post her. Ihr habt es sicherlich mitbekommen, hier in Magdeburg war die Hölle los. Wir haben gebangt und gehofft, ich habe im 30 Minuten-Takt meine Facebook-Startseite mit dem Handy aktualisiert, um immer auf dem neusten Stand zu sein. Selbst Nachts war ich unruhig und ständig wach, um den Pegelstand der Elbe abzufragen. Immer hatte ich Angst, die Meldung der Evakuierung komme, und dann kam sie tatsächlich. Es ging mir schon zuvor einfach nicht gut, das Wasser unermüdlich steigen zu sehen und zu wissen, 2002 war schon schrecklich genug, nun soll es noch höher steigen. Immer mehr Stadtteile liefen voll, Wohnungen und Hab und Gut zerstört, das ging mir so nahe und dann kam auch noch eine dicke Erkältung dazu. Ich hab mich nur im Bett verkrochen, war schlapp wie nichts Gutes und konnte nicht mal mit Tatendrang Sandsäcke füllen. Wenigstens hab ich es geschafft, an einem Tag mit Freunden Kuchen zu backen für die fleißigen Helfer. Unglaublich, was hier passiert ist. Endlich kam dann die Entwarnung, die Menschen kehren zurück in Ihre Häuser, Betroffenen wird durch Spenden geholfen und die Keller werden leer gepumpt. Ich schlief mit Sirenen im Ohr ein und wachte mit ihnen auf. So eine Zeit wünsche ich mir nie wieder, es ist ein Wunder, dass Magdeburg "halbwegs" glimpflich davon gekommen ist, bei einem Wasserpegel von 7,48m, der sonst ganze 5m darunter liegt. Meine Eltern mussten auch das Weite suchen und fuhren ans Meer, einfach raus, um die Sorgen zu vergessen. Ich dachte mir ein bisschen Meeresluft könnte die fiese Erkältung vertreiben. Schöne Tage hatten wir am Meer, auch wenn wir immer wieder an das eine denken mussten. Unsere Heimat. Es ist schön, durch die Straßen zu laufen und zu wissen, es ist überstanden. Auch wenn ich dieses Bedanken momentan überall total kitschig finde, empfinde auch ich gerade nichts anderes als Dankbarkeit für den Zusammenhalt und den Tatendrang aller Menschen von hier und aus der Umgebung. Vor 11 Jahren war ich noch zu klein, um ein Empfinden dafür zu haben, wie sich die Menschen gegenseitig halfen, aber jetzt habe ich es hautnah miterlebt. Der Wahnsinn.
Ich denke an all die, die ihr Hab und Gut verloren haben und hoffe, dass die Elbe nicht noch mehr Unheil anrichtet. Passend zum vorletzten Post:
Meine Stadt, eine Liebe!
Ich wurde bekocht mit 3 Gängen. Der Wahnsinn!
Endlich Sonne, Strand und Meer.
Ein tolles Geschenk! Endlich ein eigener Stempel. Und das erste Training seit dem Knock-Out. Bisschen hart war's.